Tipps für gesellschaftliches/ politisches Engagement
In unseren CVJM-Vereinen (und -Kreisverbänden) ist es üblicherweise so: Die Gruppenarbeit steht an erster Stelle und wir sind bemüht, dafür eine ausreichende Zahl an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu haben - das ist grundsätzlich auch ok so. Nur:
Dabei wird gesellschaftliches/politisches Engagement im Umfeld der Vereine oft vernachlässigt. Dafür gibt’s dann keine oder kaum Ressourcen - ehrenamtliche sowie hauptberufliche. Dabei würde es auch einem CVJM gut anstehen, eine/n „Außenminister/-in“ in ihren Reihen zu haben.
Mitarbeitende im CVJM brauchen sich nicht zu verstecken - es gibt viele Ehrenamtliche und hauptberuflich Tätige, die ausgewiesene Experten/-innen sind und fachspezifisches Wissen haben, das sie gezielt und gerne weitergeben sollten.
Welche Aufgaben diese Person/en wahrnehmen soll/en? Ganz einfach: In erster Linie geht es darum, den CVJM vor Ort bekannt zu machen, ihn zu vertreten und in persönlichen Kontakten, Gesprächen, Telefonaten, Anschreiben, Teilnahme an Veranstaltungen, Besuch der Bürgersprechstunden von Politikern oder deren Einladung zu CVJM-Veranstaltungen „Lobbyarbeit“ zu betreiben. Das wird natürlich von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sein und in ländlichen Gebieten ganz anders als in (Groß-)Städten aussehen.
Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Möglichkeiten, gezielt und fachkompetent über Mandate in Gremien (z. B. Kinder- und Jugendring, Jugendhilfeausschuss) die Interessenvertretung für den CVJM - ggf. zusammen mit benachbarten CVJM’s als „Netzwerk“ - wahrzunehmen. Dies muss allerdings innerhalb der vorhandenen Strukturen und Gegebenheiten abgestimmt werden. So vertritt die Ev. Jugend an vielen Stellen die Interessen des CVJM mit. Aber auch andere örtlich tätige (Jugend-)Verbände wie z. B. die katholische Jugend, die Jugendfeuerwehr oder der Sport- und Schützenverein sind in den Blick zu nehmen.
Ein gutes Übungsfeld, um für derartige Aufgaben Erfahrungen zu sammeln, kann etwa das Engagement als Klassen-/Schulsprecher/-in, die Mitarbeit im Presbyterium oder Jugendausschuss der Kirchengemeinde, im synodalen Jugendausschuss, im Kindergartenrat bzw. der Schulpflegschaft sein. Aber auch das Engagement bei örtlichen Veranstaltungen kann ein Einstieg sein - als Beispiel sei hier der „Aktionstag Ebertplatz erleben“ in Köln genannt, wo sich der CVJM Köln in einem sozialen Brennpunkt mit einem öffentlichen Schreibgespräch zum Thema
„Das gibt mir Hoffnung - Das macht mich hoffnungslos“ eingebracht und bekannt gemacht hat. Eine große Beteiligung der Veranstaltungsbesucher und Gespräche mit Vertretern aus Politik und Verwaltung ließen diesen Tag sehr erfolgreich erscheinen. Thematisch bildete sich vor allem das breite aufkeimende bürgerschaftliche Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Hoffnungsimpuls ab. Gleichermaßen schien die gefühlte Hilflosigkeit gegenüber weltpolitischen Machtstrukturen eine große Hoffnungslosigkeit zu erzeugen.
Für den CVJM stellt sich die Frage, wie er mit diesen (neuen) Impulsen weiterarbeiten kann - wer mehr wissen möchte, kann sich gerne an Gerd Schmellenkamp beim CVJM Köln (Tel. 0221/9726120) wenden.
Im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII, §12) heißt es, dass „...in Jugendverbänden und Jugendgruppen Jugendarbeit von jungen Menschen selbst organisiert und gemeinschaftlich gestaltet und mitverantwortet wird“ und dass „J Jugendverbände die Anliegen und Interessen junger Menschen vertreten“. Dieses Gesetz ist u. a. die Grundlage für die Förderfähigkeit der CVJM-Arbeit. Daher ist die Mitarbeit bzw. „Einmischung“ eine Aufgabe für den CVJM - in erster Linie auf kommunaler Ebene, wo die praktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stattfindet, aber auch auf der Landes- und Bundesebene.
(Politisch) Verantwortliche sind auf Fachwissen angewiesen, um kompetent Entscheidungen treffen zu können. Dies sollten wir uns als CVJM zu Nutze machen. Die Grenzen zwischen „objektiver Beratung“ (Weitergabe von Wissen) und „Lobbying“ (Interessenvertretung) sind dabei fließend. Dabei sollte klar sein, dass die Artikulation unserer Interessen und das Einbringen unserer Expertise ebenso zur Demokratie gehören wie freie Wahlen oder eine unabhängige Presse.
Wenn ihr euch dazu entschließt, aktiv (politische) Entscheidungsprozesse für euren CVJM mit zu gestalten, ist es aber sehr wichtig Akteure und Strukturen in eurem Bereich zu kennen. Einblicke in die (politische) Administration mit ihren Entscheidungsabläufen, Aufgabenbereichen, Kommunikationswegen und Weisungsbefugnissen sind Voraussetzung für eure Aktivitäten, um nicht in die berüchtigten „Fettnäpfchen“ zu treten.
Die Mitglieder des Fachausschusses „Jugendpolitik“ stehen für weitere Informationen und persönliche Gespräche gerne zur Verfügung.
Bernd Opitz
(September 2020)